Von der französischen Atlantikküste, genauer aus Héric in der Nähe von Nantes, kommen die Lautsprecher des Manufakturbetriebs Apertura. Die Entwickler Christian Yvon und Eric Poyer fertigen dort mit großer Liebe zum Detail Zwei-Wege-Lautsprecher, vom Kompaktmonitor bis zur Referenzsäule. Besonders ins Auge sticht dabei das ungewöhnliche Design der Lautsprechergehäuse, bei der Front und Rückseite schräg zueinander stehen und die Seiten konvex geformt und versetzt zueinander angeordnet sind.
Jeder Lautsprecher wird bei Apertura von Hand zusammengesetzt. Verwendet werden hierfür hochwertige Materialien, die dem eigenen Anspruch entsprechend modifiziert sind. Jedes verwendendete Chassis wird vorm Einbau geprüft und mit einem Exemplar gepaart, das die gleichen Messwerte aufweist. Passend dazu wird von Hand eine Frequenzweiche aufgebaut. Die Dämpfung wird für jedes Lautsprecherpaar sorgfältig angepasst und im Inneren angebracht.
Apertura-Lautsprecher wurden für Menschen konstruiert, die keine Hintergrundbeschallung suchen, sondern in die Musik hineingezogen werden wollen. Sie brauchen schnelle Transistorverstärker oder kräftige Push-Pull-Röhren und die richtige Aufstellung. Dann punkten sie mit plastischer Stimmwiedergabe, samtigen Höhen, einem prägnanten Bass und klingen hochgradig emotional. Eben nach Musik, nicht nach HiFi - und das bei hervorragenden Messwerten. Apertura bietet elegant spielende, hervorragend verarbeitete Schallwandler, die nicht in die Preisregionen eines Mercedes-Neuwagens vorstoßen.
Was die Lautsprecher von Apertura so besonders macht, ist die Liebe zum Detail und die Konsequenz, mit der diese umgesetzt wird. Das Motto lautet: Entweder richtig oder gar nicht. Beim Betrachten der größeren Modelle fällt sofort deren außergewöhnliche Form auf. Vorder- und Rückseite stehen ebenso schräg zueinander wie die Seitenteile, die zudem konvex gewölbt sind. Durch diese Konstruktion muss im Inneren des Gehäuses nur noch eine einzige stehende Welle zwischen Boden und Deckel bedämpft werden.
Lautsprecherhersteller lassen sich in der Regel nur wenig über das Thema Dämpfung aus und gerade die großen Marken scheinen sich nicht besonders intensiv darum zu kümmern. Bei Apertura hingegen ist sie ein wesentlicher Teil des Konzepts.
Dies beginnt damit, dass die verwendeten Gehäuse aus mehreren Lagen miteinander verklebter Faserplatten aufgebaut werden. Die Kammern im Inneren werden separat mit zum Teil unterschiedlichen Materialien ausgekleidet. Wer sich in der Apertura-Fertigung umschaut, findet zahlreiche Schubkästen mit zugeschnittenem Wollfilz verschiedener Dicke, der bündig mit den Gehäusewänden verklebt wird. Je nach Position ist dieser auch noch unterschiedlich dicht.
Ein besonderer Kniff sorgt immer wieder für Kopfschütteln: An einigen Stellen sitzt eine antistatische, speziell gefaltete Luftpolsterfolie. Auf diesen Trick, der im Bassbereich hervorragende Ergebnisse liefert, schwört Eric Poyer. Schwierig daran ist nur, jede neue Rolle der Folie prüfen zu müssen, um sichergehen zu können, dass sie immer die exakt gleiche Qualität hat.
Prüfen ist ein großes Thema bei Apertura. Das gilt insbesondere für die Treiber. Großserienhersteller verbauen erst und prüfen dann, bis die Treiber innerhalb der erlaubten Abweichungen funktionieren. Bei Apertura wird jedes Lautsprecherchassis ausgemessen und mit einem passenden Exemplar gepaart, bevor es eingesetzt wird. Alle ermittelten Daten werden gespeichert und sollte einem Kunden mal ein Unglück widerfahren, können auch 20 Jahre später noch passende Treiber nachgeliefert werden.
Aufgrund der geringen Stückzahlen baut Apertura keine eigenen Lautsprechertreiber, sondern lässt sich von Spezialisten beliefern. Die verschiedenen Bändchenhochtöner der großen Modelle stammen beispielsweise von Fountek und werden in Héric modifiziert. Aufgrund der hohen Eigendämpfung setzt Apertura auf Treiber mit eingewobenem Polyethylen und einer mechanischen Phasenkorrektur im Zentrum. Die kleineren Lautsprechermodelle arbeiten mit einem Ringradiator-Hochtöner, der eine umkomplizierte Aufstellung möglich macht.
Eine besonders wichtige Rolle spielen bei Apertura Frequenzweichen. Als ein früheres Patent von Christian Yvon aus seiner Zeit als Entwickler für Sonus Faber und Goldmund auslief, wollte Apertura seine Mitbewerber nicht mit der Nase darauf stoßen. Das Unternehmen verwendet asymmetrische Filter vierter bis achter Ordnung, die eine korrekte absolute Phasenlage ermöglichen.
Was jetzt technisch klingt, ist es tatsächlich auch. Für jedes ausgemessene Chassispaar wird eine individuelle Frequenzweiche von Hand aufgebaut. Hierfür nutzt Apertura Platinen mit extradicker Kupferbeschichtung sowie Silberlot und Kondensatoren des dänischen Nobel-Herstellers Janzten Audio.
Die Auswahl der unterschiedlichen Kondensatortypen erfolgt in Hörsitzungen. Bei Apertura ist man der Meinung, dass es kein anderes sinnvolles Vorgehen gibt. Vielleicht macht es also nichts, über ausgelaufene Patente zu plaudern. Denn ohnehin würde nur ein Manufakturbetrieb solchen Aufwand für ein Bauteil betreiben und ihn nicht der Kostenkontrolle opfern.
Wenn man sich Mühe bei der Aufstellung gibt, dann spielen Apertura-Lautsprecher alle Modelle von Herstellern, die in Kategorien wie Produktserien, Marktsegmentierung und Preispunkte denken, in Grund und Boden. Diese Aufstellung kostet etwas Zeit, doch dann wird die Mühe absolut belohnt. Im richtigen Umfeld klingen Aperturas hochgradig emotional mit wunderbar plastischer Stimmwiedergabe, samtigen Höhen, einem prägnanten, jedoch nie künstlich aufgedickten Bass und einer Bühne, die vor den Lautsprechern in den Raum projiziert wird.
Die größeren Standsäulen stehen auf einem einzelnen Zentralspike, der für eine optimale Resonanzableitung konzipiert ist. Die Spikes unter den vier Auslegern dienen hingegen nur der Stabilisierung. Die Modelle mit Bändchenhochtöner - und das sind die allermeisten – benötigen einen etwas größeren Abstand zum Hörer als das bewährte gleichschenklige Dreieck. Doch da alle Apertura-Lautsprecher mit 30 bis 50 Zentimetern deutlich näher zur Rückwand stehen dürfen, als allgemein im hochwertigen Bereich üblich, ergibt sich der etwas größere Hörabstand häufig von selbst.